Anbauanleitung Tabak
Anbauanleitung Tabak
Einleitung
Ursprungsland des Tabaks ist Amerika. Durch Seefahrer wurde die Pflanze um 1560 nach Spanien gebracht. Bereits 1620 wurden im Elsaß schon große Flächen mit Tabak bestellt. Der Tabak (Nicotina Tabacum) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Er ist also mit der Kartoffel und der Tomate artverwand. Er wächst am besten auf mittleren bis leichten, durchlässigen und humusreichen Böden wie sie in Deutschland meistens vorkommen. Schwere Lehmböden, Kalkböden mit einem hohen PH-Wert oder Moorland mit einem extrem niedrigen PH-Wert sind für den Tabakanbau völlig ungeeignet. Auch sollte Tabak nicht auf frisch umgegrabenen oder umgepflügten Rasenflächen gepflanzt werden, da Rasen den Boden mit Chlor anreichert. Da Tabak relativ windanfällig und wärmeliebend ist sollte im Garten ein windgeschützter sonniger bis halbschattiger Standort gewählt werden. Hat Ihr Garten eine zugige Lage empfiehlt es sich als natürlichen Windschutz ein paar Reihen Mais um das Tabakbeet zu säen. Der Boden wird vor dem Auspflanzen
umgegraben und gegrubbert so dass er tiefgründig gelockert ist. Gepflanzt wird erst, wenn kein Frost mehr droht.
Der private Tabakanbau für den Eigenbedarf ist in Deutschland absolut legal und steuerfrei. (siehe
Tabaksteuergesetz TabStG § 30 Abs. 1.2 und 1.3)
Düngung:
Tabakpflanzen haben auf Grund ihrer unterschiedlichen Herkunft verschiedene Ansprüche an den Nährstoffgehalt im Boden. Die wichtigsten Nährstoffe für den Tabakanbau sind: Stickstoff, Kalium, Phosphor und Kalk. Falls Sie nur mineralisch düngen wollen ist „Blaukorn“ eine gute Lösung. Achten Sie beim Kauf darauf, dass Sie chloridarmen oder am besten chloridfreien Dünger erwerben. Blaukorn ist ein NPK-Dünger. N (Stickstoff) P (Phosphor) K (Kalium) und oft noch Mg (Magnesium) sind darin enthalten. Der Kalianteil sollte dabei etwa doppelt so hoch sein wie der Stickstoffanteil. Der Phosphoranteil weniger als die Hälfte des Stickstoffanteils. (z.B.: N P K MG: 10-3-20-2) Kali ist für den Tabak ein sehr wichtiger Nährstoff da er die Glimmfähigkeit fördert, den Zuckergehalt in den Blättern erhöht und eine gleichmäßige Reifung hervorruft. Kali wirkt veredelnd auf das Produkt. Ein guter chloridarmer bzw. chloridfreier Kalidünger ist „Patentkali“ (Kaliumsulfat mit Magnesium) den Sie im Gartencenter erwerben können. Stickstoff hat einen großen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität des Tabaks. Er fördert Pflanzenwachstum und ist für die Photosynthese von großer Bedeutung.
Der optimale PH-Wert des Bodens für den Tabakanbau liegt zwischen 6 und 6,5 . Bitte testen Sie Ihren Bodenwert mit ph-Teststreifen aus dem Gartencenter. Falls Ihr Gartenboden sehr sauer ist, können Sie ihn mit Einbringung von Dolomitkalk im Spätherbst oder sehr zeitigem Frühjahr auf den Optimalwert bringen. (Kalk sollte und darf nicht zusammen mit Stickstoffdünger ausgebracht werden!!)
Bitte beachten Sie !:
Eine Überdüngung mit Stickstoff erhöht den Nikotingehalt , die Pflanzen reifen erst sehr spät, die Blätter trocknen schwer und bleiben teilweise grün. Die Qualität des Tabaks sinkt rapide. Außerdem stimuliert zu viel Stickstoff das Geizenwachstum. Der im Boden vorhandene bzw. eingebrachte Stickstoff sollte bei Erntebeginn verbraucht sein. Lieber zu wenig Stickstoff als zu viel !
Die Tabakpflanze zählt zu den chloridempfindlichen Kulturen. Deswegen ist von allen chlorhaltigen
Düngern Abstand zu nehmen. Chlorhaltige Düngemittel beeinflussen die Glimmfähigkeit des späteren Tabaks äußerst negativ und können somit die Brauchbarkeit zum Rauchen vernichten. Bewässern Sie die Tabakpflanzen deshalb bitte auch nicht mit frischem chlorhaltigem Leitungswasser. Füllen Sie das Wasser in Eimer oder Tonnen , lassen Sie Dieses 2-3 Tage abstehen oder / und rühren Sie es ordentlich durch bevor Sie es verwenden.
Die nachfolgenden Düngeempfehlungen beziehen sich auf mittelschwere bis leichte Böden, ohne Kompost oder Stallmistzusatz, wie sie in Deutschland meistens vorkommen. Wenn Sie bereits Kompost oder Stallmist in den Boden eingebracht haben oder im Vorjahr stickstoffanreichernde Kulturen wie Bohnen, Erbsen o.ä angebaut haben verwenden Sie bitte entsprechend weniger der nachfolgend angegebenen mineralischen Düngermengen und dann nur nach Bedarf.
Orienttabak
Orienttabak bevorzugt nährstoffarme Böden und sollte daher beim Anbau auf mittelschweren bis leichten Böden nicht gedüngt werden. Orientsorten brauchen außerdem nur wenig Wasser und können auch, wegen Ihrer geringeren Größe, sehr gut als Zimmer- oder Balkonpflanzen gezogen werden. Töpfe mit einem Volumen von 3-5 Litern mit nicht zu kräftiger Blumenerde sind dazu völlig ausreichend. Auf Grund ihres natürlichen hohen Zuckergehaltes sind Orienttabake und auch Virginiasorten sehr gut für die Shisha geeignet.
Virginatabak
Virginiasorten bevorzugen mittelschwere Böden und benötigen etwas Dünger. 5-8 Gramm je Quadratmeter reiner Stickstoff wird bei Bedarf von der 3. Bis zur 6. Woche nach dem Auspflanzen gegeben. (das sind also bei z.B. 10 prozentigem Stickstoffdünger z.B. Blaukorn 50- 80 Gramm je Quadratmeter). Länger sollte Stickstoff wegen oben beschriebener Nachteile nicht gedüngt werden. Der Kaliumbedarf ist relativ hoch. Kali wird auch ab der 3. Woche nach der Auspflanzung gegeben. Es sollten 10-15 Gramm reines Kalium je Quadratmeter sein. Wenn Sie bereits zur Stickstoffdüngung Blaukorn (N-P-K-MG 10-3-20-2) verwendet haben ist der Kali und Phosphorbedarf gedeckt.
Burleytabak und Dunkle luftgetrocknete Tabaksorten (DLT)
Diese Sorten benötigen neben mitteschweren Böden eine etwas kräftigere Stickstoffdüngung als Virginiasorten. 10 -15 Gramm je Quadratmeter reiner Stickstoff wird von der 3. Bis zur 6. Woche nach dem Auspflanzen gegeben. Der Kaliumbedarf ist auch etwas höher als der von Virginiatabak. Wenn Sie rein mineralisch Blaukorn mit einem 10 prozentigem Stickstoffanteil und 20 prozentigem Kaliumanteil in mehreren Gaben düngen reichen 100-150 Gramm je Quadratmeter. Eine zusätzliche Kali oder Phosphordüngung braucht nicht mehr zu erfolgen.
Die angegebenen mineralischen Düngemittel können auch in Wasser gelöst in mehreren Gaben zugeführt werden und stehen dann der Pflanze sofort zur Verfügung. Bitte nicht auf die Blätter und zu nah an den Stengel gießen um eventuelle Verbrennungen zu vermeiden.
Aussaat und Anzucht
Um große starke Tabakpflanzen zu erhalten ist es notwendig, die Pflanzen vorzuziehen. Die Aussaat für den Freilandanbau erfolgt nicht vor dem 25. März bis max. Mitte April. Hierzu wird ein Zimmergewächshaus oder einfach eine Plastikschale mit durchsichtigem Deckel (Obstabteilung Supermarkt) verwendet. Versehen Sie diese Behälter von unten mit einigen Löchern damit bei zu gut gemeinter Bewässerung das überschüssige Wasser ablaufen kann und keine Staunässe entsteht. Jetzt befüllen Sie den Behälter etwa 4-5 Zentimeter hoch mit handelsüblicher, gut angefeuchteter aber nicht nasser Anzuchterde und glätten Diese etwas. Die Samenkörner des Tabaks sind sehr klein und damit etwas schwierig zu handhaben. Daher empfiehlt es sich ein Stück Papier zu falten und die Samen in die Falte zu streuen. Das Papier wird zwischen Daumen und Mittelfinger gehalten. Mit dem Zeigefinger wird nun vorsichtig auf das Papier geklopft so dass die einzelnen Samenkörner auf das Anzuchtsubstrat fallen. Bitte säen Sie nicht zu dicht. Alle 2-3 cm ein Korn ist ausreichend. Anschließend werden die Samen mit einem flachen Gegenstand leicht angedrückt damit ein guter Kontakt zur Erde gewährleistet ist. Achten Sie darauf die Samen nicht mit Erde zu bedecken, da
Tabak ein strenger Lichtkeimer ist. Nach der Aussaat schließen Sie den Deckel des Gefäßes und
stellen es an einen hellen und mäßig warmen Ort (20 Grad genügen) jedoch nicht direkt in die Sonne. Die Erde der Saatschale sollte regelmäßig leicht befeuchtet werden. Das macht man mit Hilfe einer Sprühflasche um die winzigen Samen nicht wegzuschwemmen. Die Samen keimen innerhalb von 5
bis 10 Tagen. Wenn das geschehen ist kann die Haube des Anzuchtbehälters geöffnet werden. Die Pflänzchen werden regelmäßig gegossen oder besprüht so dass die Erde nie austrocknet. Falls Sie zu dicht gesät haben zupfen Sie bitte eine Woche nach der Keimung vorsichtig die überschüssigen Setzlinge mit einer Pinzette aus, so dass ein Abstand von 2 – 3 cm zwischen den Pflanzen entsteht. Vier Wochen nach der Aussaat (25.April) werden die Pflanzen pikiert / einzeln in größere Töpfe gepflanzt.
Ich benutze Kunststofftöpfe für Stiefmütterchen die Sie kostenlos bei Friedhofverwaltungen oder in
Gärtnereibetrieben erhalten können. Diese befülle ich mit einer Mischung aus 50 % Gartenerde und
50 % Pflanzerde. In die Mitte drücke ich mit dem Finger ein etwa 4-5 cm tiefes Loch für den Setzling. Zum pikieren wird die Erde im Anzuchtgefäß gut durchfeuchtet. Mit Hilfe eines flachen, schmalen Gegenstandes z.B. dem Stiel eines Teelöffels lockern Sie die Erde um die Pflanzen bis ganz nach
unten und heben Diese dann einzeln aus dem Anzuchtsubstrat. Beim Umsetzen in die Töpfe werden die Tabakpflanzen ca. 1 cm tiefer gepflanzt als sie zuvor standen. Nach weiteren 4 Wochen sollten die Pflanzen etwa 8 bis 10 cm hoch sein. In dieser Zeit haben Sie die Pflanzen regelmäßig gegossen, nicht gedüngt, auch mal stundenweise der Sonne am Fenster oder an warmen Tagen im Freien ausgesetzt um die kleinen Tabakpflanzen für das Auspflanzen ins Freiland vorzubereiten.
Auspflanzen und Pflege
Ende Mai, nach den Eisheiligen, wenn keine Frostgefahr mehr besteht können Sie mit dem Auspflanzen beginnen. Die Beete wurden umgegraben und mit der Harke etwas geglättet so dass der Boden tiefgründig gelockert ist. Wenn der Boden am Pflanztag zu trocken ist wird vormittags befeuchtet (Rasensprenger oder Gießkanne) und danach noch einmal gegrubbert. Gepflanzt wird dann in den Nachmittagstunden, damit der Boden nicht zu kalt ist. Hierzu wird der Anzuchttopf gut durchfeuchtet, die Pflanze vorsichtig mit dem Erdballen herausgenommen und wieder etwa 1-2 cm tiefer verpflanzt. Nach dem Pflanzen empfiehlt es sich, um den Setzling herum, mit den Händen eine kreisrunde Rinne für die spätere Bewässerung und Düngung zu formen. Für Virginia, Burley und Dunkle Luftgetrocknete Tabaksorten beträgt der Pflanzabstand 50 bis 60 cm. Gepflanzt wird in zwei Reihen. Dazwischen wird ein Weg von 90 bis 100 cm Breite frei gelassen. Dieser Abstand sollte nicht unterschritten werden sonst kommen Sie zur Ernte und zum Ausgeizen nicht mehr durch den ausgewachsenen Bestand ohne Blätter zu beschädigen oder abzubrechen . Orientsorten werden auf Grund Ihrer geringeren Größe/Breite enger gepflanzt. Hier reichen 35 cm Pflanzabstand und es können 3 Reihen zwischen den Wegen bepflanzt werden. Bei zu trockenem Boden wird nach dem Pflanzen etwas angegossen. Da Schnecken, ganz besonders Nacktschnecken, junge Tabakpflanzen lieben und bereits in einer Nacht erheblichen Schaden anrichten können, sollten sie um das Feld herum „Schneckenkorn“ (im Gartencenter erhältlich) streuen oder andere geeignete Maßnahmen ergreifen. In den nächsten 14 Tagen, bis die Pflanzen sichtbar angewachsen sind, wird regelmäßig gegossen so dass der Boden feucht aber nicht nass ist. Eingegangene Pflanzen werden ggf. durch bevorratete Setzlinge ersetzt. Ist der Boden krustig oder nach Regenfällen hart geworden wird er
sofort um die Pflanzen herum vorsichtig mit der Hacke gelockert um die Durchlässigkeit des Bodens
zu gewährleisten und großwüchsige gesunde Pflanzen zu erhalten. In den ersten 4 Wochen nach dem Auspflanzen sollte bzw. muss 2- 3 mal !!! gehackt werden. Beim letzten Hacken, das zu Beginn des starken Wachstums geschieht, wird gehäufelt-d.h. etwas Erde wird mit der Hacke an die Pflanzenstengel herangezogen so dass ein kleiner Haufen entsteht. Die unteren, kleinen Blätter (Grumpen) können dabei mit Erde bedeckt werden da sie auf Grund ihrer Minderwertigkeit sowieso nicht verwendet werden. Durch das Häufeln wird die Pflanze angeregt, Seitenwurzeln für einen stabileren Stand zu bilden. Ab der dritten Woche kann mit der Düngung begonnen werden. Im zweiten Monat, also im Juli, wachsen die Pflanzen sehr stark (schossen), brauchen viel Nährstoffe
und Wasser und entwickeln sich bis zur Blütenknospe. Wenn der Blütenstand ganz heraus ist und
sich schon einige Blüten ganz geöffnet haben wird die Pflanze für Zigaretten und Pfeifentabak hoch geköpft. Dabei wird der Blütenstand unterhalb der ersten Knospe herausgebrochen. Das ist für den Tabakpflanzer die wichtigste Tätigkeit. So wird ein feinrippiges, edles, aromatisches Blatt erzielt das gute Glimmfähigkeit besitzt und nicht so schwer zum Rauchen ist denn die ungewünschten Stoffe sind bereits in die Spitze gewandert und werden mit dem Blütenstand entfernt. Außerdem steigt der Ertrag da die Nährstoffe nicht mehr zur Blütenbildung genutzt werden sondern ganz den Tabakblättern zur Verfügung stehen. Köpfen Sie die Pflanze bitte bei trockener Witterung damit die Wunde schnell von der Pflanze verschlossen werden kann. Damit wird das Eindringen von Krankheitserregern minimiert. Sollten Sie Samen für das nächste Jahr brauchen lassen Sie die größte und beste Pflanze ausblühen-das reicht völlig. Die Samenkapseln werden geerntet sobald sie sich
dunkelbraun verfärbt haben und es in der Kapsel raschelt. Für Zigarrentabak werden die Pflanzen tief geköpft. Der Blütenstand wird herausgebrochen wenn er noch zwischen den oberen kleinen Blättern sitzt. Die den Blütenstand umgebenen Blätter werden dabei mit entfernt.
Nach dem Köpfen entwickelt die Pflanze Seitentriebe, sogenannte Geize. Diese müssen, sobald sie 5-
7 Zentimeter lang sind, entfernt werden da sie den wertvollen Tabakblättern Nährstoffe vorenthalten und sich dadurch das Ausreifen der Blätter verzögert.
Ernte
Die Ausreifung der Tabakblätter erfolgt von unten nach oben. So wird auch über 6 bis 8 Wochen geerntet. Der Tabak für Zigaretten- und Pfeifentabake wird vollreif geerntet. Die Blätter verfärben sich deutlich über grün nach hellgrün bis gelb. Das kann schon vor oder während des Blühens der Pflanze, also Ende Juli, der Fall sein. Je reifer der Tabak geerntet wird, desto besser trocknet er und behält den, für Zigaretten und Pfeife, so wichtigen Zuckergehalt. Die Braunfärbung der Blattspitzen oder das Sichtbarwerden brauner, kleiner kreisrunder und Flecken (Ölflecken) auf dem schon hellgrünen bis gelben Blatt sowie das glatte Abbrechen der Blätter sind außerdem ein Zeichen der Vollreife. Die oberen, derberen Blätter zeigen ein weniger gelbes Aussehen. Zigarrentabak wird schon geerntet wenn die Blatter noch ziemlich grün (vorreif) sind. Ernten sollten Sie bei trockenem Wetter. Die Grumpen, also die zuerst reifenden unteren Blätter, erkennbar durch die runden Blattspitzen, werden geerntet aber wegen ihrer minderwertigen Qualität nicht verwendet. Danach wird das Sandgut (die den Grumpen folgenden 4-5 Blätter), das Mittelgut (die dem Sandgut folgenden 4-5 Blätter) , das Hauptgut (weitere 4-5 Blätter) und zuletzt das restliche Obergut geerntet. Das Obergut ernten Sie bitte nur bis zu einer Blattlänge von 30 cm. Gehen Sie 2 bis 3 mal wöchentlich durch Ihren Bestand und ernten Sie die reifen Blätter.
Trocknung
Für die verschiedenen Tabaksorten werden unterschiedliche Trocknungsverfahren empfohlen. Zum einen die Lufttrocknung, die Sonnentrocknung und die Heißlufttrocknung. Die Heißlufttrocknung wird in der Industrie hauptsächlich für die Sorte Virgina angewendet. Sie ist jedoch technisch so aufwendig, dass dieses Verfahren für den Hausbedarf ausgeschlossen werden kann. Ich beschränke mich deshalb auf die anderen beiden Verfahren, die für die Sorten Virgina und Orient auch kombiniert werden können.
Luft- und Sonnentrocknung
Nach dem Ernten wird der Tabak zum Trocknen an einem luftigen, regengeschützten und schattigen (überdachtem) Ort aufgehängt. Dazu wird er mit Hilfe einer langen Nadel auf nicht zu dünne und besonders nicht zu glatte Schnüre aufgefädelt. Angelsehne z.B. ist also nicht geeignet da bei Wind die aufgefädelten Tabakblätter zusammen rutschen können und dadurch Schimmelgefahr entsteht. Es gibt im Fachhandel Tabakgarn aus Flachs in verschiedenen Stärken. Sehr gut geeignet ist auch etwa
1-1,5 mm starkes Wurstgarn, das Sie z.B. in Raiffeisenmärkten oder bei Fleischereien erwerben
können. Beim Auffädeln werden die Tabakblätter etwa 5 cm unterhalb der Bruchstelle des Blattstiels parallel zur Blattspreite durchstochen. Die Blätter hängen dann also nicht Blattfläche an Blattfläche sondern Seite an Seite. Die Blattohren dürfen sich berühren und ein wenig überlappen. Zwischen den Blattstielen sollte jedoch ein vernünftiger Abstand bestehen bleiben. Es sollten nur gleichartige Blätter (Sandgut, Mittelgut, Hauptgut, Obergut) der gleichen Sorte zusammen aufgehängt werden da Diese nachfolgend unterschiedlich verarbeitet (Fermentation) werden. Notieren Sie sich, wann Sie was wohin gehängt haben. Die Tabakblätter „leben“ noch eine Zeit lang weiter. Es finden chemische Prozesse wie Eiweiß-und Kohlenhydratabbau statt, die wichtig für die spätere Weiterverarbeitung, Qualität und den Geschmack sind. Die Blätter sollten daher, gerade in den ersten Wochen, nicht zu schnell trocknen. Sie bleiben sonst grünlichgelb und werden hart und brüchig. Um ein schönes braunes geschmeidiges Tabakblatt zu erhalten sollten Sie bei sehr trockenem Wetter z.B einige feuchte Handtücher zwischen die Tabakblätter hängen, oder die Blätter leicht mit Wasser besprühen. Wenn die Blätter der Sorten Virgina und Orient Ihre gelbgrüne Farbe verloren, einen durchgehenden hellbraunen bis rötlichbraunen Farbton angenommen haben und sich einrollen können Sie ab jetzt
für die Gewinnung von Zigarettentabak zur Sonnentrocknung übergehen, können aber auch weiter lufttrocknen bis auch der Blattstiel trocken ist. Die Sonnentrocknung zum jetzigen Zeitpunkt hat den Vorteil, den natürlichen Zuckergehalt dieser Sorten zu erhalten. Dazu werden die Blätter einfach in die direkte Sonne gehängt um sie schnell durchzutrocknen. Burley wird weiter luftgetrocknet, incl. anfeuchten bei zu trockenem Wetter, bis auch die Blattstiele eingetrocknet sind was nach ca. 4-6
Wochen der Fall sein sollte. Wenn Ihre DLT`s fermentiert werden sollen reichen auch hier ca. 4-6
Wochen. Wenn nicht fermentiert wird sollten die Dunklen Luftgetrockneten Tabake (DLT) über mindestens 1 Jahr lufttrocknen.
Weiterverarbeitung bis zum fertigen Tabak
Die verschiedenen Tabaksorten werden unterschiedlich verarbeitet. Die Blätter des Orienttabaks werden nach dem Trocknen nur gestapelt und leicht gepresst mindestens 1-2 Monate lang gelagert. Virginia und Burley werden soßiert/aromatisiert oder fermentiert. DLT wird nach kurzer Trocknungszeit fermentiert oder kann nach langer Trocknungszeit sofort verwendet werden.
Soßierung/Aromatisierung
Mit diesem Verfahren erhalten Sie schnell, rauchbaren süßlichen und aromatischen Pfeifen- Shisha und Zigarettentabak. Empfehlenswerte Sorten dafür sind Virginia und besonders Burleytabak der durch seine poröse Blattstruktur besonders viele Aromastoffe aufnehmen kann. Die Tabakblätter werden bei feuchtem Wetter aus dem Trockenschuppen genommen denn sie sollten nicht zu trocken sein. Jetzt werden die Blätter mit einer Lösung aus Wasser, Alkohol (Rotwein, Rum o.ä), Zucker und Aromaten wie z.B. Vanille besprüht. Verwenden Sie zur Herstellung der Aromalösung bitte
naturidentische Zucker wie Dextrose (Traubenzucker). Der Tabak sollte nicht naß sondern nur gut angefeuchtet sein. Einige Tabakblätter werden übereinander gelegt und so gefaltet, dass sie fest in ein Glas gepresst werden können. In ein 1,5 Liter fassendes Gurkenglas passen etwa 100 Blätter der Sorte Virginia !!!. Das bring Tabak für etwa 350Zigaretten. Ich empfehle mehre kleine Gläser zu verwenden. Falls in einem doch einmal Schimmel auftritt bleibt der Verlust im Rahmen. Das Gefäß
wird auf diese Weise in mehreren Lagen gefüllt und dann luftdicht verschlossen. Im Backofen wird es dann ca. 1 Stunde bei 50 Grad durchgewärmt damit Schimmelpilzsporen im Vorfeld abgetötet
werden und die Eigenerwärmung des Tabaks einsetzt. Danach wird der Behälter für 1 bis 2 Wochen an einen warmen Ort z.B. auf die Heizung gestellt. Dieses Verfahren ist eine „kleine Fermentation“. Die Dauer ist abhängig von der Temperatur und den Blattarten. Gut, dass wir bei der Trocknung der Blätter notiert haben was wo hängt, denn Sand- und Mittelgut benötigen kürzere Zeit als Haupt- und Obergut. Der Tabak wird dann aus dem Gefäß geholt, ausgebreitet und getrocknet. Eine gewisse Restfeuchte sollte jedoch noch vorhanden sein wenn Sie ihn schneiden und in die Tabakdose umfüllen. Geben Sie jetzt dem fertigen Tabak noch etwas Zeit zum reifen.
Fermentation
Die Fermentation ist die schnelle Weiterführung der schon während der langsamen Trocknung begonnenen Umwandlungs- und Zersetzungsprozesse ungewünschter im Blatt befindlicher Stoffe. Dieser Prozeß, der unter Ausschluß von Sauerstoff stattfindet wird durch Temperatur und Feuchtigkeit gesteuert. Beim Anbau in großem Maßstab werden die Blätter in leicht feuchtem Zustand zentnerweise und meterhoch aufeinandergeschichtet. Durch den entstehenden Druck entweicht der Sauerstoff aus diesen Haufen, da die Blätter jetzt dicht gepresst aufeinanderliegen. Die Feuchtigkeit der Tabakblätter und der Luftabschluss regt Mikroorganismen an den Fermentationsvorgang zu starten. Dadurch kann im inneren der Haufen Wärme von ca. 60 Grad Celsius oder auch mehr entstehen (Sie haben sicherlich auch schon große Heuhaufen gesehen, die
bei frostigem Winterwetter dampfen. Das ist das gleiche Prinzip.) Die Tabakbauern installieren in der
Mitte der Tabakhaufen Thermometer. Wenn die Temperatur etwa 50 Grad erreicht hat werden die Haufen auseinandergenommen. Danach werden sie neu errichtet wobei die, erst außen gelagerten Blätter jetzt nach innen und die inneren nach außen kommen. So wird sichergestellt, dass alle Blätter gleichmäßig fermentiert werden. Dieses Verfahren zieht sich über Wochen und Monate hin und ist damit sehr aufwendig.
Klar ist, dass wir mit relativ kleinen Mengen so nicht fermentieren können und uns anders behelfen müssen. Hierzu empfiehlt sich die Kammer oder Kistenfermentation. Dieses Verfahren stellt die Zustände bei der oben beschriebenen Naturfermentation nach und kann auch besser gesteuert werden. Wie sich durch den Namen des Verfahrens schon ableiten lässt, benötigen wir eine sehr gut wärmeisolierende Kammer oder Kiste die auch beheizt werden kann. Hierzu sind elektrische Kühl/Wärmeboxen die auch bis 50 Grad heizen können sehr gut geeignet. Alternativ können Sie kleine alte Gefrierschränke oder Styroporkisten mit einem geeigneten Heizmittel ausstatten lassen welches in der Kammer/Kiste eine konstante Temperatur von 45-50 Grad erzeugen und halten kann. Das ist die optimale Fermentationstemperatur und bei dieser Wärme kann auch kein Schimmel mehr entstehen. In Gefrierschränken kann beispielsweide eine Glühlampe installiert werden die ja bekanntlich den Großteil der zugeführten Energie nicht in Licht sondern in Wärme abgibt. Auch die Installation eines Thermometers ist sinnvoll. Dieses sollte mit einem Temperaturfühler ausgestattet sein, der im Inneren der Box angebracht wird. Die Ableseeinheit des Thermometers kommt nach außen. So muss zur Kontrolle der Temperatur die Box nicht geöffnet werden. Bitte ziehen Sie zur Installation von Heizquellen einen Fachmann zu Rate damit eine Branntgefahr ausgeschlossen werden kann.
Zur Vorbereitung der Fermentation werden die Tabakblätter, wie bei der Soßierung/Aromatisierung, bei feuchtem Wetter aus dem Trockenschuppen genommen gegebenenfalls noch mit etwas Wasser besprüht, gefaltet und in Gläser gepresst die dann luftdicht verschlossen werden. Es werden jedoch meist keine Aromaten hinzugefügt, der Tabak bleibt also pur und ursprünglich. Auch hier empfiehlt sich die Gläser im Backofen ca. 1 Stunde bei 50 Grad durchzuwärmen. Danach werden die Gläser in die beheizte Fermentationskammer gestellt und für etwa 1 bis 2 Wochen darin belassen.
Empfehlungen zur Fermentationsdauer für Zigarettentabak:
Ich empfehle für das vollreif geerntete Sand- und Mittelgut der Sorte Virginia eine Fermentationsdauer von 5-6 Tagen bei oben angeführter Temperatur. Für das Haupt- und Obergut eine Woche. Burley fermentiert etwas länger, das Sand- und Mittelgut 6 bis 8 Tage. Das Haupt- und Obergut 9 bis 11 Tage. Wenn DLT-Sorten fermentiert werden sollen behandeln Sie diese bei der Fermentierung so wie Burleytabake. Orienttabake werden nicht fermentiert das diese bei der Fermentierung ihren süßlichen Geschmack verlieren würden !!!
Nach dem Fermentationsvorgang wird der Tabak aus den Gläsern geholt und wieder auseinander gefaltet. Die Blätter werden dann zum Trocknen in einem gut belüfteten Raum ausgebreitet denn am Anfang riecht der feuchte Tabak noch ziemlich eigenartig. Nach dem Trocknen empfiehlt es sich die Blätter zu stapeln und noch einige Wochen zu lagern bevor diese geschnitten werden und dann rauchfertig sind.
Tip: Wenn Sie auf eine Aromatisierung bei Zigarettentabak nicht verzichten wollen besprühen Sie den Tabak nach dem Fermentationsprozeß nur mit einer Aromalösung ohne Verwendung von zusätzlichem Zucker.
Tabaksorten können nach Geschmack beliebig gemischt werden. Zu Burley und Virgina sollte Orient beigemischt werden da er den raschen Abbrand verzögert und die Mischung hervorragend abrundet.
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